„Die Liebe zum Pferde, wie die Freude und der Stolz am schönen Gespann war immer schon ein Wesenszug der Bauern in unserer Gegend, auch der Neuravensburger. Als noch anderswo Kuh und Ochs an Pflug und Wagen zog, war hier das Pferd schon allgemein verbreitet.“

So steht es in der „Vorgeschichte“ des ersten Protokollbuches des Vereins geschrieben und weiter ist zu lesen: Zu dörflichen Festen wie Jubiläen, Investituren oder Hochzeiten mit ihren stattlichen Festzügen gehörten stets Vorreiter und Kutschen dazu. Nach dem Militärdienst kehrten zahlreiche Kavalleristen zurück, die ihre Begeisterung für die Reiterei mitbrachten und diese Leidenschaft bei Festen und Veranstaltungen lebendig hielten. So ist überliefert, dass bereits um die Jahrhundertwende Neuravensburger Reiter am Blutritt in Weingarten teilnahmen.

1915 und 1925 erzielte die hiesige Reiterabordnung unter der Führung von Johann Sinz beachtliche Erfolge beim landwirtschaftlichen Fest mit Reit- und Fahrturnier in Wangen im Allgäu. Aus alten Erzählungen erfährt man von geselligen Schlittenfahrten und Chaisefahrten, und mittwochs ging es im flotten Rennwägele zum Wochenmarkt nach Wangen.

Besondere Momente schufen in den 1930er Jahren die Festzüge zum Mai- und Erntedankfest, angeführt von der Musikkapelle Roggenzell – zwölf Musiker hoch zu Ross bildeten die Reitermusik und gaben dem Umzug einen feierlichen Rahmen.

1931 rief Pfarrer Wolfgruber aus Niederstaufen erstmals zum Wendelinsritt an die Kapelle auf dem Kienberg. 19 Roggenzeller Reiter folgten diesem Ruf und setzten damit eine weitere Tradition fort, die bis heute lebendig geblieben ist.

Felix Wochner, ein erfahrener Ulan, übernahm die Leitung einer Reitergruppe. Nach sorgfältiger Ausbildung und einigen Proberitten konnten sich Interessierte dem Niederstaufer Wendelins-Reiterzug anschließen und in den folgenden Jahren daran teilnehmen. Neue Impulse erhielt die Gruppe durch Pfarrer Sohler aus Roggenzell, der selbst ein begeisterter Wendelinsreiter war.

Dieser traditionsreiche Brauch erlitt während des Zweiten Weltkriegs einen schweren Rückschlag, als Reiter und Pferde zum Dienst für das Vaterland eingezogen wurden. Nach dem tragischen Kriegsende erwachte der alte Wendelinsgeist jedoch erneut zum Leben. In lockerem Zusammenhang schlossen sich wieder Neuravensburger dem Ritt an und hielten den Gedanken an Wendelins lebendig.

Im Jahr 1950 nahmen die Reiter und Kutscher aus Neuravensburg mit Festwagen an der 800-Jahr-Feier der Stadt Wangen teil und setzten damit ein stolzes Zeichen für Tradition und Gemeinschaft.

Am 17. Oktober 1951 fand die Gründungsversammlung im Gasthof „Weißes Kreuz Neuravensburg“ statt. Die Gründungsmitglieder waren:

• Josef Nuber

• Josef Bemetz

• Xaver Prestel

• Konrad Berle

• Josef Berkmann

• Alfons Weber

• Max Werder

• Fritz Renz

• Robert Burkart

• Otto Jörg

• Anton Leite

• Erwin Bernhart

Zum ersten Vorstand wurde Josef Nuber gewählt. 

Nach zwei erfolgreichen Proberitten trat die „Reitergruppe Neuravensburg“ am 20. Oktober 1951 erstmals offiziell mit 20 Reitern beim Wendelinsritt auf den Kienberg an – stolz begleitet von ihrer neuen Reiterstandarte. Die Feldmesse vor der Wendelins-Kapelle, gefolgt von der Segnung von rund 500 Pferden, wurde von etwa 5.000 begeisterten Teilnehmern unter den festlichen Klängen der Musikkapelle Niederstaufen zu einem bleibenden Wallfahrtserlebnis.